Neue Studie: Kosten beim Palettentausch

Die Ermittlung von Umlaufkosten bei Paletten seit jeher ein heikles und umstrittenes Thema. Valide Studien und Erhebungen zu dem Thema gibt es nur wenige. Die vorhandenen Studien und Berechnungsmodelle kommen dabei oft zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Auch die Darstellung der Kosten je Supply Chain Teilnehmer unterschiedet sich oft sehr. Unumstrittener Fakt ist dabei aber, dass die Kosten beim Tausch von Europaletten oft unterschätzt werden und meist wenig Transparenz über die tatsächlichen Kosten besteht.

Auch ist anzumerken, dass die Kosten für das Management von Paletten und den Palettentausch meist vom Spediteur getragen werden müssen. Gerade bei einem rasanten Anstieg von Palettenpreisen (wie z.B. im Sommer 2022) steigt dadurch der Kostendruck auf die Spediteure enorm.

Um diese Kostensteigerungen zu validieren, hat der DSLV (Bundesverband Spedition und Logistik) ein Update ihrer 2009 erstmals in Auftrag gegebenen Studie bezüglich der Kosten beim Palettentausch durchführen lassen.

Die Ergebnisse überraschen nicht. Laut der von FORLOGIC durchgeführten Studie sind die Kosten für den Palettentausch von durchschnittlich 2,78€ in 2009 auf 5,69€ bis 6,72€ je Europalette in 2022 angestiegen. Dabei sind die Ergebnisse allerdings aufgrund teils unterschiedlicher Betrachtungsmethoden nicht 1:1 vergleichbar. Die genauen Ergebnisse der Studie sind und diesem Link online einzusehen.

Die Einschätzung von poolingwissen.de bezüglich der Studie:

Das sich überhaupt  jemand mit dem Thema Kosten von Paletten, und besonders Prozesskostenrechnung beim Palettentausch, beschäftigt ist großartig! Das Gute an der Studie ist, dass sich die Ersteller um eine Erfassung aller beim Palettentausch entstehenden Kosten bemüht haben. Summiert man alle möglichen genannten Prozessschritt und die damit verbundenen Kosten auf, so überrascht die hohe Summe nicht. In der Praxis werden aber sehr wahrscheinlich nie alle Prozessschritte mit den damit verbundenen Kosten in der beschriebenen Kombination durchgeführt werden.

Wären die genannten Tauschkosten von zwischen 5,69€ bis 6,72€ je Europalette in der Praxis real, dann hätten die Spediteure vermutlich kein Problem damit ihre Transportpreise pro Palette um 5,50 bis 6,60€ zu senken, würde der Verlader durch den Einsatz z.B. von Poolingpaletten auf den Palettentausch verzichten. Die Erfahrung zeigt aber, dass die angebotenen Kostenreduktion der Transporteure z.B. beim Einsatz von Poolingpaletten meist geringer sind als die Trip-Kosten der Poolingdienstleister. Daher stellt sich der Einsatz von Poolinganbietern zur Vermeidung von hohen Tauschkosten für den Verlader oft als wirtschaftlich nicht sinnvoll dar.  

Gelöst werden kann diese Situation nur dadurch, indem Spediteure ihre realen Palettenkosten innerhalb ihrer Organistion ermitteln und explizit bei Ihren Transportpreise mit ausweisen. Auch muss die Bereitschaft vorhanden sein, die Transportpreise tatsächlich um den ausgewiesenen Betrag zu verringern, wenn Alternativen zum Palettentausch (z.B. Einsatz von eVouchern oder Einsatz von Poolinganbietern wie LPR oder IPP) von dem Verlader in Betracht gezogen werden.

Reißerische Berichte wie „Kosten für Palettentausch explodieren“ sind zwar gut um die Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken, tragen aber nicht zur Lösung des Problems bei.

Hinweis: Bei der Studie wurde ein durchschnittlicher Palettenpreis von 17,05€/Palette angenommen. Die Preise haben sich aber seit dem Erhebungszeitraum der Studie massiv nach unten entwickelt. So haben sich z.B. die durchschnittlichen Preise für eine neue Europaletten von 22,60€ im 1. Halbjahr 2022 (Preis der in der Studie angesetzt wurde)  auf aktuell ca. 12,50€-14,00€ reduziert.