Einweg vs. Mehrweg bei Getränkeflaschen

Kein Pooling-Thema erhitzt derzeit mehr die Gemüter als die Frage „Einweg oder Mehrweg das richtige bei Getränkeflaschen“. Leider wird diese Diskussion leider viel zu häufig mit politisch motivierten Aussagen statt mit zahlen-, daten- und faktenbasierten Argumenten geführt.

So ist z.B. die letzte valide Studie zu den Kosten und CO2 Bilanzen von Mehrweggetränkepools von 2010.  Diese Studie dient daher auch als Grundlage für die Studie, die derzeit von LIDL großartig beworben wird. LIDL stellt dabei die Ergebnisse der Studie sehr einseitig dar und suggeriert somit den Verbrauchern, dass das Einwegsystem von LIDL besser für die Umwelt sei als vergleichbare Mehrwegsysteme. Auch wenn LIDL in seinen Webespots keine grundlegend falschen Aussagen trifft, so ist die Kernaussage doch zumindest irreführend, wenn nicht sogar falsch dargestellt.

Hier die wichtigsten Punkte, warum die von LIDL in Auftrag gegebene Studie kein fairer 1:1 Vergleich der Verpackungssysteme (Einweg vs. Mehrweg) darstellt und warum daher die Aussagen von LIDL in ihren Webesports so nicht getroffen werden können/sollten:

  1. Die größte Einflussgröße auf die CO2 Bilanz einer Verpackung ist die Größe. Die von LIDL in Auftrag gegebene Studie vergleicht eine 1,5l Einwegflasche mit einer 1l und einer 0,7l Mehrwegflasche. Unabhängig von dem Material oder der Bauart wird die größere Flache immer die besser CO2 Bilanz haben. Hier werden also nicht Äpfel mit Äpfeln verglichen. Hinweis: Die Studie stellt auch die LIDL 0,5l Einwegflasche der 0,5l Mehrwegflasche entgegen. Bei dem direkten 1:1 Vergleich verliert die LIDL Einwegflasche gegen die vergleichbare Mehrwegvariante. Diesen Aspekt der Studie verschweigt LIDL (bewusst?)
  2. Die Vergleichszeiträume stimmen nicht überein und somit ist eine Vergleichbarkeit der Zahlen nicht gegeben: Für den Bereich Mehrweg werden Zahlen aus 2010 herangezogen, für die LIDL Einweglösung werden „sehr weit optimierte“ Zahlen von 2023 herangezogen, obwohl die Studie aus dem Jahre 2022 stammt. Da sich innerhalb der letzten 12 Jahre auch bei dem Betrieb der Mehrwegpool viel verbessert hat ist somit eine Vergleichbarkeit nicht gegeben.
  3. Einer der Haupteinflussfaktoren bei der Erstellung von CO2 Bilanzen für Getränkeflaschen sind die Verwendeten Paletten und Flaschenverschlüsse. Auch hier wurde nicht 1:1 verglichen, sondern bunt die Fakten miteinander vermischt. So wurde z.B. beim Mehrwegsystem von einer vorwiegenden Verwendung von Aluminiumverschlüssen ausgegangen (so wie sie vor 12 Jahren noch war) und diese mit der aktuellen (CO2 günstigeren) Kunststoffverschlüssen von LIDL verglichen. Auch wurde für die Erstellung der CO2 Bilanz beim LIDL Kreiskauf von Kunststoffpaletten ausgegangen, während bei dem Mehrwegkreislauf von Holzpaletten zugrunde gelegt wurden.
  4. Einige Aussagen von LIDL bezüglich der Verwendung von Rezyklat-Kunststoff (z.B. 100% Wiederverwendung der Kunststoffmaterialien) sind hochgradig irreführend, da das so wie es beschrieben wird technisch gar nicht möglich ist
  5. Es wird ein Gesamtsystem bei Mehrweg (mit Kiosken, Getränkeautomaten, Tankstellenverkauf, usw.) mit einem logistischen System welches ausschließlich auf Supermarktverkauf ausgelegt ist verglichen. Die Haupttreiber für die CO2 Bilanz (Rücktransport) kann somit gar nicht sauber verglichen werden

Fazit: Auch wenn LIDL bei Nachfragen immer wieder darauf hinweist, dass es sich nicht um einen generellen Verglich von Einweg vs. Mehrweg handelt, so stellt LIDL die Ergebnisse der Studie in seinen Werbespots doch so dar, als ob die Studien genau das aussagen würden.

Ein sauberer Vergleich der Systeme ist und bleibt schwierig. Aber eine Aussage kann definitiv getroffen werden: Der beste Direktvergleich ist derzeit der Vergleich der 0,5l Flaschen in der Studie, weil das der einzige Vergleich von Flaschen mit gleichem Inhalt ist. Und selbst hier zeigt sich, dass die LIDL Einwegflasche trotz aller „Tricksereien“ der Studie eine wesentlich schlechter CO“ Bilanz hat, als die vergleichbare Mehrwegflasche.